Mittwoch, 28. September 2011

Das Dorf von Asterix und Obelix – gab es so was?

Auch da geben die Historiker eine klare Anwort – Ja, solche freien und renitenten Dörfer gab es auch in Gallien, vermutlich hunderte.

Zum Verständnis muss man sich die innere Struktur und den Aufbau des römischen Weltreiches und seiner Provinzen betrachten. Nimmt man beispiensweise die gesamte Anzahl römischer Legionäre bezogen auf das gesamte von Rom beamspruchte Gebiet, so hätte theoretisch jeder einzelne Legionär etwa 100 km² kontrollieren müssen.

Nein, die Struktur des römischen Weltreiches, seiner Regierungsstrukturen war eine andere. In den von Rom besetzten Provinzen unterschied Rom lediglich Heerstraßen, Handelsstraßen, ab dem 2. Jahrhundert die „Limes“ und erst ab etwa 300 nach Christus noch die sog. „Hellwege“

Heerstraßen waren die Straßen, auf denen sich die Legionen bewegen mussten. Nur diese Straßen waren dauerhaft besetzt und kontrolliert von Rom. Erst wenn diese Straßen nicht mehr passierbar waren, sprach Rom von einem Krieg gegen Rom. Auf diesen Heerstraßen konnten die Legionen bei konkreten Aufständen schnell und überraschend vor Königssitzen, Festungen, Städten und größeren Siedlungen auftauchen und diese belagern – dazu waren diese Straßen angelegt worden.

Handelswege waren die eigentliche ursprüngliche Einnahmequelle des römischen Weltreiches. Auf diesen, an Heerwege angrenzenden Straßen waren lediglich in Abständen römische Posten zur Steuer-, Wegzoll- und Abgabeneintreibung ständig präsent. Wer über größere Entfernungen Handel trieb und dabei römische Handelsstraßen benutzte, musste dafür Steuern bezahlen. Schon diese gallischen Handelsstraßen wurden beispielsweise zu Zeiten von Julius Cäsar ständig von „Barbaren östlich des Rheins“ überfallen und geplündert. Das lynchen von Steuereintreibern war auch in Gallien an der Tagesordnung; Nur wenige Steuereintreiber waren Römer, meist waren dies romfreundliche Einheimische.

Deshalb wurde von Rom ab dem 2. Jahrhundert der sog. „Limes“ erfunden, eine befestigte Grenze, bei deren Überquerung jeder die Steuern für Waren abführen musste und die Handelsstraßen in Germanien und dem heutigen England weitgehend aufgegeben. Später wurden dann die sog. „Hellwege“ eingerichtet für lebensnotwendige Nachschubwege römischer Niederlassungen oder romfreundlicher Einheimischer. Dies waren Wege, die links und rechts etwa 20 Meter breit abgeholzt wurden, damit sich Räuber, Wegelagerer oder gar Armeen nicht unmittelbar neben der Straße im Unterholz verstecken konnten.

Für kleine Dörfer wie dem von Asterix und Obelix dürften sich die Römer daher selbst in Gallien nicht interessiert haben. Asterix und Obelix hätten Römer oder auch nur romfreundliche Gallier nur gesehen, wenn sie mindestens Handelsstraßen benutzt hätten für Handel über Entfernungen von 50 km oder weiter. Es dürfte in Gallien viele Dörfer gegeben haben, in denen man nie einen Römer gesehen hatte. Der Großteil der Gallier dürfte sich auch nicht als besetzt betrachtet haben, sondern nutzte die römischen Handelsstraßen und Infrastruktur für Handel, wenn es ihm die Abgaben wert war; Oder er transportierte seine Waren eben weiter über die althergebrachten Handelspfade der Gallier.

Daß römische Legionen vor abtrünnigen Dörfern auftauchten, passierte allerdings auch nur bei „Bestrafungsaktionen“, bei denen die Römer nach Aufständen willkürlich Dörfer niederbrannten. In diesem Fall war es in Germanien und sicher auch in Gallien üblich, die eigenen Dörfer aufzugeben und sich in die Wälder zurückzuziehen, um von da aus den Partisanenkrieg gegen die Römer zu organisieren, weshalb sich die Römer dann meist innerhalb von Tagen wieder zurückzogen oder weitermarschierten; Bevor sich über die langsamen Informationswege von Galliern oder Germanen größere Armeen zur Gegenwehr zusammengerufen werden konnten.